Kurzgeschichte der Woche

Spitzbubenwiese

Was liebe ich das frühe Frühjahr! Das erste Grün. Gras‐Hälmchen die versuchen den noch harten Boden zu durchbrechen. Zu Durchbohren. Ohne Lärm. Ohne Hast. In Zeitlupe sozusagen. Für das menschliche Auge unsichtbar. Wie so manches. Mein Beruf als Pilot zwingt mich zu wochenlanger Abwesenheit. Und wenn ich dann erneut zuhause eintreffe, auf die Streuobstwiese hinter meinem Haus blicke, prangt alles bereits in hellstem Grün. Wiederum werde ich dieses Frühjahrs Wunder verpassen. Wie jedes Jahr. Da wünsche ich meinen technischen Beruf ins Pfefferland. Möchte mich liebend gerne krankschreiben, um endlich das Gras hörend wachsen zu sehen. Aber meine Arbeitsstelle aufs Spiel zu setzen? Nein das ist nicht möglich. Insbesondere nicht dieses Jahr indem das Frühjahr sich kurz vor Weihnachten einnistet. Der Hochsaison unserer Fluggesellschaft. In der kein Pilot fehlen darf ohne Probleme zur Hochblüte keimen zu lassen.

Nun denn. Ich trete meinen Dienst an, der mich elf ganze Tage um den Globus jetten lässt. Voller Trauer und Enttäuschung denke ich bereit jetzt an meine Rückkehr, bei der das helle Grün meine Neugier auf das Durchbrechen der Grashalme überstrahlen wird. Immerhin kann es schneien kommen. Dauerfrost könnte die Natur zu meinen Gunsten einhalten lassen. Doch die Wetteraussichten, mit denen ich in meinem Beruf mehr als eingedeckt werde, sagen unübliche Wärme in meiner Heimatstadt voraus. Unübliches Spriessewetter zwischen den Jahren. Keine Aussicht im diesjährigen Naturzyklus das Schauspiel in meiner freien Woche zu genießen. Ich finde mich damit ab. Doch fühle ich wie eine Träne in meinem linken Auge sprießt. Sich den Weg nach außen bahnt. Leise auf das Steuerhorn tropft, das ich fest umschlungen halte. Als ob mir dieses irdischen Halt geben könne. Meine Kollegin der Kabinen Mannschaft bringt uns einen Teller mit selbstgebackenen Spitzbuben ins Cockpit.

Ein leiser Trost. Süßes gegen Enttäuschungen. Gegen den Durchbruch von Gräsern. Ich muss mich mit den Wolken begnügen die ich zu durchbrechen habe. Bei meiner Rückkehr werde ich trotz allem die Wiese besuchen. Sehen was die Sonne bewirken konnte. Spitzbuben werden kaum dort sprießen. Und ich zerbeiße genussvoll das mir kredenzte Konfekt. Lasse den Spitzbuben im Gaumen zergehen. Frage mich dabei weshalb und woher der Name dieses Gebäcks kommt. Möglicherweise weil immer wieder Diktatoren in der Politik rund um unseren wunderbaren blauen Globus der irdische Durchbruch gelingt. Und so habe ich einst gelesen, dass Machtmenschen Extrasüsses über alle Massen lieben. Spitzbube bleibt Spitzbube…




Dreisatzroman der Woche

K L I T S C H N A S S

Als ich gestern wandern ging, auf der Wiese hinter meinem Haus, regneten die Sonnenstrahlen und der Mondeswind sauste lauthals einzig auf mein fein gespitztes linkes Ohr.

Klitschnass begossen mich die warmen Sonnenstrahlen, da legte ich mich an des Regens nasse Fäden, trocknete meine Haut durch diesen prasselnd Hauch.

Heute nun, will ich in der Wüste baden gehen, mich suhlen im kalten Mondessand, ja ja, ich durchbreche brav bei meiner Wanderung jede noch so dünne Wand...




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"Spitzbubenwiese" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:





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