Kurzgeschichte der Woche

Offen-Bar

“Offenbar ist es so wie es ist”, bemerkte der Mann hinter der Bar Theke an der ich bereits seit viereinhalb Stunden sitze. Ich gebe zu, einige Drinks habe ich bereits intus. Aber klar denken ist für mich dadurch kein Problem. So klar war ich bisher noch selten. Fühle wie meine Synapsen tanzen. Sich vereinen. Sich umarmen. Und da hinten in meinem Kopf rechts gar lieben. Nachwuchs, Nachwuchs rufen sie voller Freude. Habe gelesen, dass Synapsen das Wichtigste seien beim Denken. Beim Lernen. Da kann ich mich über den Tanz nur freuen. Weshalb aber sitze ich vor dieser Theke. Weiß es nicht. Entfallen. Offenbar entfallen. Aber der Mann der jetzt gerade mein nächstes Getränk mixt muss es ja wissen. OFFENBAR IST ES WIE ES IST. Habe ich zu akzeptieren. Bedingungslos. Ohne Wenn und Aber. Aber wenn das Aber wennt? Oder das Wenn abert. Was soll ich dann unternehmen? Aufstehen? Weggehen? Den Barkeeper mit seiner großen Weisheit verlassen? Ihn mit den Fäusten an seinen Platz verweisen. Ihm klarlegen, dass ich seiner Weisheiten nicht bedarf. Den Tanz meiner Synapsen unterbrechen? Ihnen die Freude unterbinden. Mir das Wachstum an Weisheit vergönnen. Nein, ich bleibe sitzen. Will weitere Weisheiten vernehmen.

Und es ist glasklar, offenbar ist es wie es ist. Offenbar? Eine versteckte Botschaft? Offen-Bar? Neues Synapsen-Baby! Ja, ich bleibe wo ich bin. Offenbar bin ich an meinem Ziel. Offenwahr. Eine Offenbarung. Oder soll das Wort Bar klein geschrieben werden, bar? Ich greife in meine Gesäßtasche. Ertaste keine Geldbörse. Geld-Börse. Diese teilenden Synapsen bringen mich zum Wahnsinn! Meine Geldbörse an die Börse ausgewandert? Will dort schnellsten Mehrwert erreichen. Oder gestohlen? Ent-Wendet. Nimmt mein Leben eine Ende? Welches denn? Wente. Das Leben eine Ente? Enten_Leben? Jetzt zwingen meine Tanzenden den Bindestrich bereits nieder. Wann mich? Oder verlangen sie dass ich tanze? Tanzend durch das Leben schreite. Offenbar ist es so wie es ist … . Keine Gelegenheit meinem Endenleben zu entkommen.
Tanzetanzetanzetanzetanze.
Tanzt ihr Synapsen.
Tanzt mit mir zur Ente ...
Endenente …
Entenende …

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Einige Kommentare zu dieser Kurzgeschichte:

Am 18. November 2016 schrieb ein anonymer Leser:

"Ein Kabinettstück ihrer verbalen Assoziatonen und Wortphantasie! Unglaublich, wie frei Sie assoziieren können, sich spielerisch über die Semantik hinwegsetzen. Sie sind ein freier Geist! "

Am 18. November 2016 schrieb ein anonymer Leser:

"Es ist wie immer die Freitagsfreude der Geschichte"


"Zweibeine" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:





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