Ferienzeit – Reisezeit! So fuhr ich wohl auch wie viele Leserinnen und Leser auf der Autobahn. Erinnerte mich an meinen Fast-Read-Roman der vor Jahren in der Neuen Zürcher Zeitung erschien (abgedruckt auch im Band WEGWERFWELTEN der bei Amazon digital noch erhältlich ist) BETONBEISSER EIN FAST-READ-ROMAN Ich arbeite als Hilfsassistent am hiesigen Universitätsinstitut für Betonkultur, das im Jahre 2007, also vor knapp 35 Jahren, gegründet worden war, um die Betonkultur des späten ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts, das unsere Landschaft wesentlich geprägt hatte, zu retten und der Nachwelt zu überliefern. Die Hauptzeugnisse dieser Kultur, Autobahnen, die sich Hunderte von Kilometern elegant durch die Landschaft schlängeln, dann wieder schnurgerade Ebenen durchqueren und in ihrer grauen, stillen Eleganz einen echten Kontrast zu den grünen Landschaften und blauen Seen setzen, sind seit drei Jahren und vier Monaten, dies jedenfalls das Datum, an dem der Nachweis erstmals gelang, sind also seit diesen drei Jahren und vier Monaten durch den Betonbeisser ernsthaft gefährdet. Der Betonbeisser, ein viraler Infekt des Betons, verbreitet sich seuchenartig in einer beängstigenden Geschwindigkeit. Vom Betonbeisser befallener Beton beginnt sofort zu krümeln, man kann die äusseren Schichten des Betons mit blossen Fingern ablösen, meist liegt rund um den befallenen Beton bereits Betonstaub auf kleinen symmetrischen Hügeln in jeweiligen Abständen von 377 mm mit exakten Höhen von 188 mm, denn scheinbar haben die streng technischen Normen des Betons auf seine Zerstörer, die Betonbeisser, ordnungsmässige Auswirkungen gezeitigt, welche sich in den absolut symmetrischen Zerstörungsstaubhügeln aus- drücken. Nach dem Nachweis des Betonbeissers setzte sofort eine weltweite Forschung über Ursachen der Entstehung und Verbreitung des Betonbeissers sowie über mögliche Bekämpfungs- und Abwehrsysteme ein. Denn die Betonkultur musste gerettet werden. Eine Zerstörung dieser zerstörerischen Kultur, die sich jetzt selbst zerstörte, konnte nicht hingenommen werden. Die Forschung - unser Institut leistete den Hauptbeitrag - ergab, dass der Betonbeisser sich mit Vorliebe in Autopneus festbiss und so sich in rasendem Tempo verbreiten konnte. Als erstes wurde überall jeglicher Verkehr verboten. Dies zwar erst nach zweijährigen Verhandlungen, bei denen alle Länder überzeugt werden konnten, dass der Rettung des Kulturgutes Autobahn erste Priorität zukomme. Gleichzeitig wurden von riesigen freiwilligen Heeren mit blossen Händen Schneisen in die Autobahnen geschlagen, um eine Verbreitung der Seuche zu verhindern. Diese Schneisen wurden in Abständen von 188 mm in einer Breite von 377 mm - man hoffte durch die Übernahme der Betonbeissermasse durch Symmetriesynergie mehr Erfolge zu erzielen - weltweit in alle Autobahnen gelegt. Auf Viadukten und in Tunnels ergaben sich dabei einige Probleme. Aber der technische Fortschritt half auch da. Heute können wir davon ausgehen, dass der Betonbeisser auf Autobahnen besiegt ist. Unser Institut baut zurzeit unter Vakuum Bedingungen - um dem Betonbeisser keine Chance zu geben - ein kleines, 17 Meter langes, durchgehendes schneisenfreies Stück Autobahn nach, um es der Nachwelt zu erhalten. Der Betonbeisser hat in der Zwischenzeit seine Aktivität verlegt. Er greift jetzt betonierte Strukturen an. Deshalb habe ich als Hilfsassistent diesen Bericht geschrieben, denn ich leite jetzt das Institut für Betonkultur.