kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Eine Liebesgeschichte

Habe sehr viel ausgehalten in meinem unkurzen Sein. Einem Leben, das viele Brüche und Veränderungen, aber auch Höhepunkte verzeichnen konnte, auf die andere neidisch sind. Dachte, das sei es bald gewesen. Nichts Neues unter der Sonne. Noch weniger über dem Mond. Kostete den Ruhestand aus. Stand morgens spät auf. Genoss jede Minute, in der mir die Sonne aufs Kopfkissen brannte. Kein Stress mehr wie derjenige, der mir früher Ohrensausen bereitete. Termine, nichts als Termine. Ein echtes Sechstagerennen jahrein, jahraus. Alles nur noch flüchtig erledigen. Menschen nicht mehr mit Gefühlen entgegentreten. Null Empathie. Keinen Bock für solche Zeitfresser. Ausgebrannt abends. Eingebrannt morgens die Träume, die mich durch den Tag an den Armen packten. Mir nichts Gutes wollten.
Und dann endlich der ersehnte Tag. Offizielle Verabschiedung. Ein Dankeswort des Chefs. Nicht deren zwei. Als Erinnerung eine Billiguhr, im Dutzend eingekauft von der Verabschiedungsabteilung der Firmenzentrale im fernen Asien. Die Ruhe brach wie ein Tsunami über mich herein.

Nicht geniessbar der Kontrast. Hektische Suche nach Ersatz. All das nachzuholen, was im reissenden Strom der Lebenszeit an mir unbeachtet vorbeigeströmt war. Mich endgültig verlassen hatte. Aber, und das entdecke ich erst jetzt, was fortgeschwemmt nicht mehr nachzustemmen ist. So begann eine dunkle Blume in meiner Seelenerde Platz zu greifen. Begann Wurzeln zu schlagen. Mein einziger Freund aus früheren Tagen, der mir treu geblieben ist, nannte deren Blüte Depression. Ich sass, mich selbst und mein Los betrauernd, den Kopf tief gebeugt in den untätigen Händen aufgestützt, stundenlang im verdunkelten Schlafzimmer, bis ich erkannte, dass Liebe meinem Dasein abhanden gekommen ist. Seit eh und je. Und ohne Liebe sich kein Leben erfüllen kann. Da begann die grosse Suche. Auf allen Kanälen. Anlässen. Bis folgende erstaunliche Liebesgeschichte ihren Anfang nahm.

Und das kam so:
Eines Morgens wachte ich nach unruhiger Nacht, erfüllt mit neuen Albträumen, mit einem leisen Ohrensausen auf. Vor lauter intensiver Liebessuche achtete ich zu Beginn nicht darauf. Das Sausen im linken Ohr wurde immer stärker. Bis es unmöglich überhörbar war. Dann begann ich, im Pfeifen einzelne melodiöse Worte zu erahnen. Kann nicht sein, sagte ich mir, das Innenohr singt von LIEBE und dies in immer unüberhörbareren Grosstonstaben, eine Kreuzung von Tönen und Noten. Nun begann ich aufzumerken. Konzentrierte mich auf das Gehörte. Vernahm jeden neuen Tag mehr. Bereits am frühen Morgen. War eine Übertragung geschehen? War ich der Patient des Ohrpsychiaters oder er der meine? Von der Liebessuche erfasst?

Eines weiteren Morgens konnte ich erstmals den Gesang entschlüsseln! Das linke Ohrläppchen hatte sich in mein rechtes verliebt! Beklagt sich bitter, nicht zu diesem gelangen zu können. Es habe bereits alles versucht. In die Wege geleitet. Keinen Erfolg erzielen können. Versucht, erhört zu werden. Auf alle Arten und Weisen. Selbst mit einer Ohrfeige habe das Ohrläppchen es mit schlechtem Gewissen versucht. Ohrhörer aufgesetzt. Das in meinem Ohr sitzende Hörgerät benutzt. Alles ohne jeden Erfolg. Es bedaure aufs Tiefste, dass ich ein Glatzenträger sei. So könne es auch kein Haarsträuben auslösen, was dann eine Brücke zu seiner Geliebten, dem rechten Ohrläppchen, bilden könnte. So bleibe ihm nur der Weg mich anzubetteln, als sei es ein alter mittelloser Ohrsack, ihm behilflich zu sein, einen Kassiber zu seiner Geliebten, dem rechten Ohrläppchen, zu tragen. Ansonsten finde es keinen Sinn mehr in seinem Leben. Finde keinen Ausweg. Ich erbarmte mich seiner. Trug die Liebesbotschaft angereichert mit Herzblut dem rechten Ohrläppchen zu, das sich zwar einige Tage gegen die Liebe sträubte, diese dann aber annahm.

Das war der Tag, an dem ich meine echte Ruhe gefunden habe. Den Ruhestand voll geniessen kann. Den Sinn des Lebens entdeckt habe. Endlich Liebe erlebte. Echte Liebe. Erfüllte Liebe. Liebe, die leichtarmig über alle Schwierigkeiten hüpft. Wenn auch nur von Ohr zu Ohr. Doch über beide Ohren verliebt!
Weiss jetzt endlich, was auch in meinem letzten Lebensabschnitt von entscheidender Bedeutung ist! Breche auf in diese neuen Gefilde. Mit schwerleichtem Flügelschlag. Mit Höhenflügen, schwindelrauschendem, Liebe erkennendem Ohrensausen ...



Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

L E B E N S L I E B E

Verpasst
Mit Ehrgeiz
Total verprasst.

Liebesleben
Als Ersatz
Gesehen.

Da geht ein
Raunend Riesenbeben
Durch mein bisher Leben
Echte Lebensliebe alsdann ist
Als neue Lebensaufgabe zu weben.




Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe (https://www.francois-loeb.com//kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten/) auf Ihrer Homepage Ihrem Blog, oder der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden!
Ich freue mich darüber!!


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