Ich wandere in der eisig, glühend heißen Wüste, kenne nicht mein Ziel. Durst plagt meine Sinne. Frage mich wie ich dazu gekommen bin. Weshalb wandle ich hier? Mein Hirn ist ausgetrocknet. Schreit nach Wasser. Nach irgendwelcher Flüssigkeit. Will mir die Antwort auf meine Frage nicht erteilen. Weigert sich. Hirnstreik! Wie kann ich es zwingen? Ach, wie brennen meine Füße. Durch die Schuhsohlen hindurch. Träume von Schnee. Von Eis. Von kalten Füßen, über die ich mich stets bis vor wenigen Tagen ärgerte. Diese auf mein fortgeschrittenes Alter schob. Wie alt bin ich denn? Auch darauf keine Hirnantwort. Einzig der Schrei nach Wasser, der ungehört im Sand verhallt. Ungehört. Das ist unerhört! Weshalb hilft mir niemand in meiner Not! Weshalb? Wenn wenigstens ein Kaktus in der Nähe am Horizont erscheinen würde. Ein Riesenkaktus. Würde mir seine Stacheln gefallen lassen. Gefallen lassen beim Aufbrechen seiner Stängel. Beim Erreichen seines süßen Safts. Spüre diesen auf meiner Zunge. Labe mich daran. Drücke und quetsche den Saft. Verspüre keinen Schmerz der eindringenden Stacheln.
Wie kommt das? Bin ich bereits am Sterben? Ist das alles Halluzination. Ein letztes Aufbäumen meines Geistes. Meines Hirns. Da kommt die Erinnerung meines Aufbruchs plötzlich wieder. Ich war eingeladen worden als erster Medienschaffender den Hades zu erkunden. Diesen mystischen Ort aus griechisch-römischer Vergangenheit. Wurde auf Strapazen aufmerksam gemacht. Nahm diese in Kauf. Wie konnte ich nur so naiv sein? Hades! Die Unterwelt. Den Fährmann, den mir mein einstiger Lateinlehrer so drastisch zu schildern wusste. Der schwankende Kahn. Das andere Ufer. Das Totenreich aus dem niemand je den Rückweg finden würde. Von Wüste und brennenden Füssen hatte er nichts verlauten lassen. Hatte sich hier der Klimawandel, über den ich so manchen Artikel verfasst habe, auch bereits eingeschlichen? Oder war ich auf dem Weg zur Hölle, über deren bildlichen Vorstellung ich immer nur gelacht hatte, wenn jemand davon sprach.
Da!
Ich traue meinen Augen nicht, sehe ich mitten in dieser Wüstenhitze einen breiten Fluss. Erkenne ein schwankendes kleines Fährboot auf ihm an meinem Ufer. Bekomme trotz des glühenden Bodens kalte Füße. Weigere mich einzusteigen. Wie soll ich berichten, wenn ich nicht zurückkehren kann. Werfe ich meine Frage wie eine Angel in den Strom. Fühle einen großen Druck. Werde in den Strom gezogen. Sehe, dass ich jetzt der Köder bin. Der Köder für was und wen? Eine Frage die ich mir seither immer wieder beim Verfassen von meinen virtuellen Artikeln stelle. Immer wieder. Wieder immer. Bis in alle Ewigkeit ...
Dreisatzroman der Woche
G I G A
GIGA thront, dort allwo er unerreichbar wohnt, sieht sich all die Kilos und die Megas an, die zu seinen Füßen wimmelnd wollen schreiten auch bergan.
Byte und Kilo Megaweit reihen sich in ferne Äonenzeit, bilden elektronische Planeten, Sonnen nur aus Bites, wandernde Kometen mit langem Daten-Megaschweif.
GIGA lässt das Gramseln kalt, er ist alt, närrisch schallt der Ruf der Zeit, weht Bites, Kilos, Megas durch das Datenall, alles Rauch und Schall, denkt GIGA dann..., ja wann?
"Nach dem Lesen Deiner Wochengeschichte komme ich zu der Erkenntnis: Deshalb versuchen wir bei unseren Wanderungen uns diese Grenzsituationen zu ersparen..."
"Kalte Füße" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:
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Nach langem Fussmarsch erkenne ich auf dem Strässchen ein grosses, mit roter Farbe aufgesprühtes P. Es wird sich um Arbeiten im Boden handeln, denke ich....