Ich arbeite in einer Betriebskantine. Bin zuständig für das ordnungsgemäße Abräumen des Geschirrs. Billiges Geschirr! Mit Ausnahme des reich ziselierten, das für die Geschäftsleitung bereit steht, die mich beim Abräumen nicht eines Blickes würdigt. Für die bin ich ein humaner Roboter, obwohl ich mir alle Mühe gebe, trotz Neid auf die exzellenten Speisen die dort serviert werden, meinen Job mit ausgesuchtester Höf- und Freundlichkeit zu erledigen. Selbst mein tänzelnder Schritt und das meine langen blonden Haare Zurückwerfen ändern nichts an meiner Durchsichtigkeit für diese blasierten Herren. Und trotzdem bemühe ich mich.
Denn es könnte ja sein, dass sich einmal etwas ändern, mich jemand aus der Runde der elf Herren entdecken und ich dann den kometenhaften Aufstieg schaffen könnte. Meinen Lebenstraum wachenden Herzens erreichen würde. Einen dieser Obermanager in den Hafen der Ehe zu führen, um ihn dann so richtig nach allen Regeln meines Handwerks abzuservieren. Abservieren bereits vor dem Eheversprechen. Für was gibt es sonst die Regenbogenpresse die sich ob der Pics die ich mit dem Handy, das ich mir mit sauer verdientem Geld (und sauer sind die Salatsaucenreste die ich jeweils abzuräumen habe, das kann ich Ihnen versichern) bald anzuschaffen habe, schießen werde.
Und dann, mir lacht bereits mein Herz, zittern meine Glieder, weg, fortgespült im Managersessel wäre dann der Typ. Muss noch entscheiden welchen ich mir vornehmen werde. Den Vorsitzenden? Seinen Stellvertreter? Oder der Personalbeisser der bestimmt seiner Untergebenen den Auftrag gab mich mit Mindestlohn und befristet schuften zu lassen. Es gibt doch keine größere Freude als Vorfreude. Ich nehme den Stapel Suppen- und Hauptgangsteller in beide Hände sowie ich es mit meinem Schicksal stets unternehme, stolpere, da meine Beine Vorfreudenmässig unkontrolliert tänzeln, über die eigenen Füße … und der Stapel fliegt auf den wohlbestallten Vorstandstisch. Endlich werde ich beachtet! Blicke durchbohren mich. Und der Oberboss stößt mit Blick auf den Beisser näselnd durch seine Nüstern saure Salatsaucenreste versprühend: ABSERVIEREN, DIE SCHULDIGE ABSERVIEREN, ABER DALLI ...
Dreisatzroman der Woche
S C H N E C K E N K R A T Z E R
Kürzlich sah ich auf einem Gang im heimisch Wald eine Schnecke sich nachdenklich am Rücken kratzen, dabei blickte sie unzufrieden auf ihr Haus und sprach: "Ach ist das klein, das Schneckenhaus, ich wein".
Ich suchte sie zu trösten mit dem Gang der Welt, zeigte ihr das hohe Himmelszelt, legte ihr ans Herz, das sei ihr Haus.
Als zwei Wochen später ich dann wiederkam, an die selbe Stelle, trug das Tier voller Stolz den ersten Schneckenkratzer den ich je sah, drei Klafter hoch, auf seinem glitschig Rücken, erdrückte sich fast ob der Last, sah mich an und wisperte mir zu: "den Himmel hast du mir versprochen einst, ich wachse hoch ihm zu, trage klaglos meine Last, die aufgebürdet du mir hast!"