Kurzgeschichte der Woche

Cookie

Ich habe meiner neuen Freundin, eine wahre Eroberung, versprochen abzunehmen. Mir an die 10 Kilos, aufs Gramm, innert nützlicher Frist, zu entledigen. Sodass wir uns am Strand sehen lassen können. Also, sie kann das problemlos. Gertenschlank. Schmale Taille. Sieht im Bikini umwerfend aus. Und sie verlieren? Nein, das will ich unter allen Umständen vermeiden. Mit so einem Dicksack wie mich wird sie sich nicht zeigen wollen. Wäre ihrer Aura abträglich. Denn, wie sie mir berichtete, sei die Gefahr dass Presseleute, verkleidet als Normtouristen, auf Prominentenjagd sein könnten. Prominent sei meine Freundin nicht, bemerkte sie mit Flüsterstimme bescheiden, sie sehe einem bekannten Model ähnlich und Verwechslungen seien nun einmal nicht ihre Sache. Gerade Wege ohne Verschlingungen seien das gelebte Lebensmotto das einzuhalten sei. Unbedingt einzuhalten, ich solle mir das merken, auch für andere gemeinsame Lebenslagen. Und wenn ich etwas zu Beichten hätte, solle ich das gerade jetzt in meiner zur zeitlichen Unförmigkeit sofort tun. Spätere Beichtstuhlbesuche an ihrer Brust könne ich vergessen, denn dann sei einfach Schluss. Punktschluss. Wie ein Kurzschluss.

Das hätten bereits frühere Verehrer bitter erleben müssen, denn Konsequenz gehöre zu ihrem Leben, so wie eins und eins zwei und nicht drei, oder annähernd 2 ergeben würden. Ich nickte zu ihren Worten, die einen Hirnsturm in meinem Kopf auslösten. Stöbergedanken rasten hin und her. Mein Gewissen bohrte ich an. Wie eine fündige Ölbohrung stieg sogleich ein Strahl aller meiner Missetaten seit meiner Geburt empor. Es stellte sich einzig die Frage wo mit der Beichte zu beginnen sei. Doch würde meine Angebetete mich danach noch wollen? Nach so einem Seelenstriptease, und das noch in meiner unförmigen Gestalt mit Hängebauch und Fettpolsterreifen um die Körpermitte? Sollte ich nicht warten bis meine Schlankheitskur erfolgreich beendet sein würde. Also einen auf Verzögerung, Vernebelung oder andere Ver unternehmen? Vermehrung. Wundersame. Verdickung? Bestimmt nicht Verdünnung. Ein knurrender Magen lenkt nicht in gewünschtem Masse von der Verdunkelung ab. Abwarten mit Abnehmen. Die Rettung: Zuerst beichten. Und bei meinem Sündenregister wird sich das Ausdehnen lassen.

Und doch. Ich will. Nicht abnehmen. Aber sie nicht verlieren. Also muss ich das rasch hinter mich bringen. Zuerst die Ölquelle verschließen. Versiegeln. Mögen meine Untaten an gebrochenen Herzen begraben, für immer verschollen bleiben. Nichts soll ans Tageslicht gelangen. Gar nichts. In unbewusster Bewusstseinschicht für immer eingeschlossen verweilen. Nur wie kann ich das vermitteln. Betonen, dass meine Erinnerung versagt? Wird nicht abgenommen werden! Na ja, es gibt bestimmt Schicksalsgenossen. Flugs ins Internet. Suchen. Nach Beichte. Nach Herzensbrecher Untaten. Nach versiegelten Gewissensräumen. Doch statt wissenswerter Einzelheiten erscheint auf jeder angeklickten Seite die Frage ob ich Cookies zulassen möchte. Muss bejahen. Sonst keine Resultate. Und bei den zahllos angeboten Cookies, die ich alle annehmen muss, wird sich mein Gewicht erhöhen. So viele Plätzchen … Eine Illusion da abnehmen zu wollen. Werde das ihr beichten. Simsalabim cookiewutsch aller Abnehmwillen ist nun futsch!




Dreisatzroman der Woche

K E R Z E N G E R A D E

Es züngelt die Flamme, es weht der Wind, gerade die Kerze das Brennen beginnt.

Der Wachs der rinnt, das Flämmchen lustig springt, flackert leise im Wind.

Gerade einst die Kerze war, gebogen brennt sie hin zu ihrem Ende, in welchem kerzengerade wird zur lebenden Legende.




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"Cookie" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:





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Kurzgeschichte der Woche

PA

Nach langem Fussmarsch erkenne ich auf dem Strässchen ein grosses, mit roter Farbe aufgesprühtes P. Es wird sich um Arbeiten im Boden handeln, denke ich....

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