Bist ein echter Erbsenzähler, bemerkt mein Chef an diesem viel zu warmen Wintertag. Der Föhn weht kräftig, so denke ich mir er habe Kopfschmerzen, ja, möglicherweise Migräne. Nur so kann ich mir seine Bemerkung erklären. Arbeite ich doch weder in der Küche, noch im Tiefkühlraum unseres Betriebs der Elektromobile herstellt. Und ich bin Leiter der Konstruktionsabteilung. Habe weder geplant noch davon geträumt Erbsen in meinen Plänen einen Platz einzuräumen. Erbsen, was fürs eine Idee! Schließlich befassen wir uns mit sehr ernsten Dingen, obwohl die Akzeptanz unserer Produkte auf dem Markt sehr zu wünschen übrig lässt. Auf dem Markt? Meinte der Boss ich soll auf den Wochenmarkt? Dort unser Produkt anbieten. Sehe ihm ähnlich, betonte er doch gestern an der Betriebskonferenz wenn nicht jeder am Karren ziehen würde seien wir bald alle arbeitslos. Karren ziehen? Auf den Markt ziehen? Dort Erbsen zählen?
Nein, denke ich, da bin ich mit meinen Gedanken auf dem Holzweg. Wie mit meiner Konstruktion? Wollte er mir das kundtun. Sitze ich auf einem Schleudersitz? Soll ich in Zukunft die Erbsen die beim Essen herunterkollern zählen und eine Rangliste daraus erstellen? Wäre typisch für den Millionenabsahner der so gut Worte zum goldigen Glanz bringt, damit Investoren anzieht wie Honig Bären. Bärenmarkt? Schluss jetzt mit Assoziationen. Packe mich bei der Nase, und ich glaube es nicht, hunderte von kleinen Erbsen kullern aus beiden Nasenlöchern! Ich kann nur den Kopf darüber schütteln. Was geschieht mit mir? Oh nein, jetzt sind auch meine Ohren furchtbar fruchtbar! Nein, keine Möhren wachsen! Erbsen, Erbsen überall. Ich sammle die Erbsen ein. Sehr anstrengend, da Bonsai Erbsen. Kaum zu zählen. Kaum zu zähmen. Versuchen Sie es doch einmal! Alles rutscht aus den Händen. Beginnen mein Planungsbüro zu überfluten. Ich stehe bereits Knöcheltief in Erbsen. Eine unersättliche Lust nach Erbsensuppe ergreift mich. Doch wie zu dieser in der Erbsenhölle, in der ich stecke, kommen?
Erbsenberge versperren meine Lusterfüllung. Jetzt bereits bis zur Kehle! Die ersten gleiten in meine Nebennasenhöhlen, Ohrenschlünde. Zurück, zurück singen sie im wilden Chor. Erbsenhaare. Erbsenschein. Scheinerbsen. Wie nur soll ich meiner Aufgabe gerecht werden. Wie nur zählen. Erbsenantrieb! Schlage mir mit der erbsenvollen Hand an die Stirn! Endlich, endlich habe ich kapiert. Neuer Antrieb! Auf Erbsen gehen. Auf Erbsen fahren! Ich habe das moderne Rad erfunden. Werde in die Geschichte der Wissenschaften erbsengenial eingehen. Erbsengeil! Was ist doch mein Boss ein genialer Typ. Wird bestimmt in Zukunft mit Erbsen entlohnt, damit er diese zählen kann. Sein ganzes Leben lang. Bis an sein Lebensende ...
Aus:
François Loeb’s
Sprichwort
SchüttelBecher
Weis-heiten des 21. Jahrhunderts
"Erbsen Zählen" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:
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Nach langem Fussmarsch erkenne ich auf dem Strässchen ein grosses, mit roter Farbe aufgesprühtes P. Es wird sich um Arbeiten im Boden handeln, denke ich....