kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.

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Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf  >>) :

Angiften

„Der hat mich letzthin angegiftet“, erzählte mir meine Freundin auf der Wanderung die wir gemeinsam durch Wald und Wiesen an diesem herrlichen Frühlingstag erleben durften. Herrlich! Weshalb nicht Fraulich, durchfährt beim Erinnern an diesen wundervollen, wie beschriebenen herrlichen, nein fraulichen Tag mich ein Gedankenblitz! Ich erwiderte damals mit strenger Stimme, dass sie, meine Freundin sich das nicht gefallen lassen solle, auch wenn der ‚Herr‘, ich führte dieses Wort beim Aussprechen in Anführungszeichen, um meine Despektierlichkeit einem solchen ‚Freund‘ Ausdruck zu verleihen, der ihr Liebster sei. Wehren solle sie sich, empfahl ich ihr. Das ‚starke Geschlecht‘, auch das in Anführungszeichen, nehme sich einfach zu viel heraus. Keine Eleganz mehr, keinerlei Anstand. Wir Frauen hätten eine Erziehungsaufgabe, nicht einzig den Kindern gegenüber! Nein, auch das andere Geschlecht sei in die Schranken zu weisen, selbst wenn Schrankenwärter und -Wärterinnen der Vergangenheit der Bahngeschichte angehören würden. Meine Mitwanderin sah mich damals nach diesen Worten entgeistert an. Als ob sie mir gar nicht folgen, mich überhaupt nicht verstehen würde. Seit sieben Jahren waren wir nun Freundinnen. Busenfreundinnen gar. Sie stammte aus Wales. War eingewandert. Aus beruflichen Gründen. War an die hiesige Universität als Anglistin berufen worden. Hatte den Lehrstuhl, obwohl gertenschlank und bildhübsch, obwohl des Deutschen, zwar nicht ohn- doch nicht vollmächtig, mehr als ausgefüllt. Besass eine sie über alles verehrende Studenten-Anhängerschaft. Hatte es wahrlich keinesfalls nötig angegiftet zu werden. Auch wenn das Verhältnis zu ihrem Freund, wie sie es mir immer wieder beschrieb, ein Romeojulianisches sei. Er dem Zölibat verpflichtet, sie als bekennende Atheistin nicht in derselben Liga spielend. Ihr verwunderter Blick, der beim Wort angegiftet hell und fröhlich aufleuchtende Augenhintergrund erstaunte mich deshalb noch mehr. Besass sie masochistische Züge? Das war mir noch nie aufgefallen. Konnte bei ihr kaum wahrscheinlich sein. Wahr keinesfalls. Doch dann damals die Auflösung des Rätsels die mich so erleichterte. Eine Babylonische! Im Sprachwirrwarr sich findend. Englische Sprach, schwierige Sprach, oder Deutsche Sprach? Ihre Antwort auf mein wohl entgeistertes Gesicht auf ihre Aussage, dass er sie angegiftet habe:
„Ja angegiftet! Er beschenkt mich permanent! So lieb von ihm!“




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"Angiften" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:






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