kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Der geneigte Lese

Ich studiere Medienwissenschaften. Besuche seit drei Jahren und einem Semester Vorlesungen an der Universität in der Abteilung Belletristik und Literaturwissenschaften. Spannend ist das, kann das nachrückenden Studis nur empfehlen. Samt Mensamenü, die vor 'Ein-Döner-igkeit' triefen. Notiere fleissig alle Weisheiten, die von der Professorenschaft vertreten werden und vor Druckerschwärze triefen. Und nach neuesten Berechnungen des statistischen Amtes demnächst ausgehen, keinen Schwärzenachschub mehr finden werden, und trotzdem sind die Erkenntnisse zu verinnerlichen, da sie eines fernen Tages für die Geschichtswissenschaften von unerhörtem, nicht niedergeschriebenem und wissenschaftlichem, fusswerklichem Wert auferstehen können. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass die Zukunft so rasch beginnen könne, lebe ich doch mit beiden Füssen Grösse 48 in der heutigen, dem Handwerk abholden, ein bisschen absurden Welt, also in der Gegenwart und keinesfalls in fernen Tagen, die noch kommen sollen. Doch der Einestagesfall ist nicht nur nicht fern, sondern im Jetzt bereits eingetreten, ohne einen Ausweg gefunden zu haben.

Während eines Seminars über Medienrecht, berichtet die jugendlich wirkende Dozentin mit einer hellblonden Mähne, für die wir Studenten im Prädoktorstadium alle schwärmen, von einem absolut spannenden Fall, der gestern nach Ablehnung durch alle Vorinstanzen dem Bundesmediengericht vorgelegt worden sei, das sich in seiner Urteilsnot an sie, mit der Bitte es ihren Studierenden vorzulegen, gewandt habe. Es gehe nicht um einen komplizierten oder komplexen Fall, nein, der liege einfach, könne aber für die mediale Zukunft von grösster Bedeutung sein.

Ein jugendlicher Leser habe sich in seiner persönlichen Ehre getroffen und keinesfalls nur betroffen gefühlt, als der Autor in seinem Vorwort zu seinem neuesten Werk, einem 3017-seitigen philosophischen Werk mit der Überschrift 'DEM GENEIGTEN LESER ZUR BEACHTUNG', die Warnung ausgesprochen habe, dass für das Lesen, besser bezeichnet als das Durchkämpfen dieses Bandes, eine beinahe übermenschliche Geduld erforderlich sei. Geklagt habe der junge Mensch nicht, weil er die Geduld dafür nicht aufbringen würde, sondern weil er ein durchaus aufrechter Bürger dieses unseres Staates sei und keineswegs gebeugt, da er in solcher Haltung nicht seiner ebenfalls jugendlichen Freundin entgegentreten könne. Das Attribut 'geneigter Leser' treffe ihn in seinem Selbstwertgefühl mitten ins Herz, verderbe ihm die Lebensfreude, verunmögliche die Erfüllung seines so tiefen und als sein Lebenselixier wirkendes Liebesverhältnisses, was einen immensen Schaden anrichte. Er verlange das Einstampfen des Werkes, den Einzug der bereits ausgelieferten Bücher und die Schwärzung aller im Netz oder als elektronische Ausgabe herumschwirrenden Ausgaben. Zudem verlange er Schmerzensgeld an seine Adresse, um nur einen kleinen Teil des entstandenen psychischen Schadens auszugleichen, wobei er sich weitere rechtliche Schritte vorbehalte.

Das oberste Gericht, bestehend aus weisen Frauen und Männern, könne nach eingehenden wochenlangen Beratungen des fortgeschrittenen Durchschnittsalters wegen kein endgültiges Urteil, das weitgehende Konsequenzen nach sich tragen könnte, einfach oder gar doppelt fällen, da das sich Hineinversetzen in den jungen Kläger des Generationen-Gaps wegen sowie des Fühlens und Liebeslebens der jungen Menschen, ohne in deren Haut oder Herz zu stecken, nicht möglich sei. Und ein ungerechtes Urteil in die moderne, fake-getriebene Welt einer globalen Katastrophe gleichkommen könne. Es liege nun an uns, dem Seminar, ein für junge Menschen verständliches Urteil zu fällen, man bitte dabei um eine umfassende Begründung und verfüge gleichzeitig, absolute Geheimhaltung der Übertragung, die Eingestehung der Machtlosigkeit des Gerichts einzuhalten, ansonsten drohten härteste Strafen, wie zum Beispiel die sofortige Berufung in dieses oberste Gericht, nicht etwa als Assessoren, sondern als vollwertiges, gehaltloses lebenslanges Mitglied, das selbst durch das Ableben nicht auflösbar sein könne, um eben in dieser Institution die einstige Machtlosigkeit bei kommenden Generationenfragen immerdar und stetig zu erleben.

Jetzt habe ich ausgeplaudert. Ohh jee! Ja, nun wissen Sie, geneigte Leserschaft, weshalb Ihr Schicksal lebenslang und darüber hinaus in meinen knochigen, eiskalten Händen liegt …  



Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

L E S E N

Weingelesen
Mit neuen Besen
Voller saftig Beeren.

Und dann Lesen keine
Alten drahtig Besen.

Am kühlen Tresen
Sonst wärs das gewesen.




Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe (https://www.francois-loeb.com//kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten/) auf Ihrer Homepage Ihrem Blog, oder der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden!
Ich freue mich darüber!!


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