kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Der KI-Baum

Seit meiner Kindheit faszinieren mich Computer. Ich bin diesen, so nennen es wenigstens meine Erzeuger, verfallen. Konnte und kann keine Neuigkeit auslassen. Wünschte mir einen solchen einst zum Geburtstag von den mild gestimmten Grosseltern, die einem gewissen Wohlstand zugetan waren und in einem kleinen Häuschen am Waldrand beinahe inmitten der Natur wohnten. Die zwar nichts von meinen Begehren verstanden, diese aber gegen die Bedenken meiner Eltern geschickt umschifften und mir jeden Wunsch von den dadurch in Erwartungsflammen schillernden Augensternen ablasen. Verwirklichten. Zwar konnten sie dies, als ich bereits mit beiden Beinen und Fingerbeeren im Berufsleben stand, nicht mehr weiterführen, da sie nicht mehr im Diesseits weilten, doch durch meine harte Tag- und Nachtarbeit verdiente ich genügend Geld, um meine Gadget-Sucht selbst zu finanzieren. Jede kleinste Neuerscheinung im Computerbereich schaffte ich mir, trotz deren rasender Veralterungsgeschwindigkeit und dadurch dem Entsorgung-Schicksal anheimfallend, samt aller Kinderkrankheiten bereits am Erscheinungstag an. Ich konnte einfach nicht anders. Und eine Kur oder gar ein Sanatorium zur Entwöhnung oder ein medizinisches Gegenmittel für meine Sucht waren noch nicht erfunden.

Die Künstliche Intelligenz setzte alsdann das Sahnehäubchen auf mein Tun. Den Kurzschlaf, den ich mir des Nachts noch gegönnt hatte, strich ich ganz einfach weg. War nun täglich 24 Stunden an meiner Suchterfüllung, fühlte mich mehr und mehr als malochender Molch, dem jeder Seeleninhalt unter einem Geheimschloss verborgen blieb. Als ich gestern von der Erfindung des KI-Baums las, glühte ein winziger Hoffnungsschimmer, wie ein Glühwürmchen in dunkelster Nacht, in meiner Fantasie auf. Falls es mir gelänge, durch diesen mich von meinem Suchtverhalten losreissenden Computer-ungebundenen Gedanken wie ein kleines agiles Äffchen auf diesen Baum zu klettern, würde ich von diesem Ausguck aus endlich festes Land erblicken, das mir erneut Halt unter den Füssen verheissen könnte.

Da einst beim Programmieren in der Vor-Agent-Zeit stets Programmier-Bäume aufzuzeichnen und dann abzuarbeiten waren, sollte durch den KI-Baum etwas Neues, Bahnbrechendes entstehen. Da fiel es mir leicht, mir in meiner Fantasie einen KI-Baum vorzustellen, sodass mir das Besteigen des so in meiner Vorstellung Kreierten ein Kinderspiel darstellte.

Auf dessen Spitze, dem schwankenden Wipfel angelangt, sah ich statt sicherem Land einen riesigen KI-Urwald, so weit mein Auge reichte. Weit und breit kein sicherer Boden. Kein bodenständiges Land. So beschloss ich, von meinem Baum in den von der KI produzierten undurchdringlichen KI-Urwald herabzusteigen, um mit einer Bite-Machete meinen Weg in das gelobte Land zu finden. Unten angekommen, war ich sogleich von wilden Programmen umringt, die mir Fragen zuriefen, weshalb ich Programme geschrieben hätte, die zu solch irren Zuständen auf dem Planeten führten. Ich solle doch die mich umgebenden KI-Bäume näher betrachten. Insbesondere deren Blätter. Und ja, da durchfuhr mich in einer Schrecksekunde ein Blitz aus heiterem Himmel, denn was ich erkennen konnte, war mehr als beängstigend. Statt Blättern hingen an jedem Baum menschengemachte, menschenkonstruierte Maschinen. Computer an kleinen Stämmen. Abgas produzierende Autos an Mammutbäumen, die aus Kunststoff statt Harzsäften vor Kunststoffbächen nur so trieften. Und dahinter Riesengebüsche, aus denen Kriegsgeräte, Panzer, Kampfflugzeuge, Raketen, Pistolen, Kanonen und mir unbekannte Fässer sprossen. Und überall Programmierer, ich einer davon, die versuchten, der KI spriessenden Bäume und Sträucher Herr zu werden, dies jedoch nicht zu schaffen vermochten.

Niedergeschmettert stand ich in dieser wilden Blätter- und Blütenwelt. Wollte bereits aufgeben. Da erschien am Himmel eine weisse gurrende Taube, die dem Spuk augenblicklich ein Ende setzte. Ich rieb mir die Augen, wischte mir die Schreckensvorstellung aus den Augen. Mein Schlafsand tropfte dadurch zu Boden. Wurde zu Land, auf dem ich festen Halt fand und mutig in die kommende Zeit, in die Zukunft zuerst blicken dann wandeln kann.  



Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

RAN! 

Ran an 
Die Zukunft
Mit Leichtgrammig
Ausgeklügelt klugem
Neuem Computerprogramm.

Lamm kräht des 
Hahnes Kamm
Määhbäähah
Dannwann.

Klamm
Wieso niemand
Kommt und fällt den
KI-programmierten Baum.




Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe (https://www.francois-loeb.com//kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten/) auf Ihrer Homepage Ihrem Blog, oder der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden!
Ich freue mich darüber!!


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