Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Klären
„Ich träume so entsetzlich in letzter Zeit“, beichtet mir meine Freundin. „So ein Sch…, du kannst dir das gar nicht vorstellen. So Unmögliches, ich kann es nur mit diesem ordinären Wort ausdrücken. Oder mit der Übersetzung ins Französische… Une M….! Seit drei Wochen hält das an. Jede Nacht. Kaum habe ich mich hingelegt. Immer und immer wieder. Wache darob kaum eingeschlafen wieder auf. Und … nein, ich mag dich nicht belästigen, aber du sollst es trotzdem wissen, kaum wieder eingenickt, beginnt das Ganze von vorne. Immerdar. Ich denke, ich werde noch verrückt! Was ist nur mit mir los? Habe bereits alles versucht. Kamillentee vor dem Einschlafen … Klosterfrau Melissengeist, Schlafpillen. Erst leichte, dann vom Arzt verschriebene. Richtige Bomben. Und nichts, gar nichts hilft!“
„So warst du bereits beim Arzt?“, entgegne ich. „Und der findet keinen Grund für deine entsetzlichen Träume. Warst du auch beim Psychiater? Ich kann dir versichern, es ist nicht normal, regelmässig und ohne Ende von solchen Albträumen heimgesucht zu werden.“
„Wenn Du es sagst … ich werde deinem Rat folgen, auch den Psy aufsuchen.“
Nach drei Wochen treffe ich die Freundin wieder. Sie war zwischenzeitlich wie vom Erdboden verschluckt. Antwortete nicht auf Anrufe. Nicht auf Twitter und Instagram. Schon gar nicht auf WhatsApp. Jeden Abend hatte ich mich ihr beim Zubettgehen intensiv gedanklich zugewandt. Mich in Sorgen gesuhlt, bis ich einschlafen konnte. Mich geängstigt, von ihr angesteckt worden zu sein, ihre Träume könnten mich erreichen. Und jetzt stand sie da. Ausgemergelt. Bleich. Gezeichnet von einer Überdosis Schlafmangel. Hatte sie sich dem Schlaffasten zugewandt, um nicht weiter zu leiden? Wie lange kann ein Mensch ohne Schlaf aushalten? Sah sie lange an. Fragte sie nach ihrem Befinden. Nach den Besuchen beim Psychiater. Ihre karge Antwort:
„Half nicht. Gar nicht, überhaupt nicht. Alles gleich wie zuvor. Ich kann nicht mehr…“
Was nur soll ich als ihr Freund unternehmen? Bin ratlos. Tatlos. In meiner Verzweiflung dachte ich an den Gesundbeter, den Guru, den Sektenheini, wie ich ihn stets abschätzig nenne und empfahl einen Besuch.
„Du musst die Angelegenheit ein für alle Mal klären“, wandte ich mich an die Verzweifelte.
„Ein für alle Mal! Habe da von einem Wundermann gehört! Möglicherweise kann er dir helfen. Du musst eine Lösung finden. Ich kann nicht mehr zusehen, wie es dir immer schlechter geht.“ Da brach sie in Tränen aus. Schluchzte und dankte für meine Hilfsbereitschaft. Nahm die Adresse des Heilers entgegen, stieg in die S-Bahn, und ich winkte ihr zu.
Vierzehn Tage später traue ich meinen Augen nicht!! Meine Freundin, wie das blühende Leben aussehend, sitzt in meinem und ihrem Leib-Café. Sitzt da, elegant, ausgeruht. Ohne Augenringe. Schlürft an ihrem Tee. Als ich mich erkundige, wie es ihr geht, antwortet sie wie ein Niagarafall aus Buchstaben, Worten, Sätzen und Satzzeichen, sodass ich Mühe empfinde, ihr zu folgen. Sie steht auf, umarmt mich. Bemerkt mit Begeisterung in der Stimme:
„Suchst du immer noch eine Wohnung? Kannst meine übernehmen. Günstig. Gross. An den öffentlichen Verkehr angeschlossen. Ich überlasse sie dir als Dank, dass dein Wunderheiler mich gerettet hat!“, exklamiert sie beinahe theatralisch. Drückt mir einen Kuss auf den Mund. „Dein Wundermann wollte wissen wie ich lebe. Wo ich wohne. Nur so könne er klären, woher mein Leid kommen könnte. Ich musste ihm alles genau beschreiben. Ja, und als ich ihm meine Wohngegend bildlich mit all ihren Vor- und Nachteilen schilderte, ich ihm auch nicht die Kläranlage hinter unserem Wohnblock verschwieg, riet er mir umzuziehen. Was ich auch tat. Und seitdem haben mich die Albträume verlassen. Geklärt ist geklärt … und jetzt beginne ich ein neues Leben. Toll, dass ich dir mit der Wohnung danken kann. Ganz ohne Schlüsselgeld …!“
Oder doch ein verstecktes?, räsoniere ich seither jede Nacht in der mir überlassenen Wohnung, mich im Bett wälzend, die Albträume abzuwerfen versuchend und exklamiere Sch ….., dann noch heftiger M…. und staune über meine perfekte französische Aussprache …
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
K L Ä R E N
Klar
Wahr war
Gleich danach.
Geklärt dadurch
Ohne Bruch
Wuchtig
Heisse
Luft.
Ffft
Schon
Wieder
Ganz ohne
Jeglich wider.
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