Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
STERNENWALD
Nina, meine Enkelin, bittet mich seit Monaten, mit ihr in den Sternenwald zu gehen.
‘Kinderfantasie’, antwortet mein Inneres stumm in mein Zwerchfell, ein leises, nach aussen dringendes Lachen unterdrückend. Doch der Wunsch wird immer wieder ausgesprochen. Laut und nicht überhörbar.
‚Nanu, sage ich zu mir selbst, verlierst ja nichts, wenn du diesem Begehren nachgibst, dadurch wird die ewige Fragerei unterbunden.
Ich verabrede mich mit der Sechsjährigen für kommenden Sonntag bereits um 07:30 Uhr, um der angekündigten Hitze zu entgehen. Murrend und eine Schnute ziehend akzeptiert die Kleine das Frühaufstehen.
Ich erwarte Nina vor der Haustür ihres Heims, will durch ein etwaiges Klingeln nicht die Sonntagsruhe meiner Tochter und des Schwiegersohns unterbrechen.
Die Kleine öffnet die Tür einen Spalt, späht hinaus. Unsere Blicke begegnen sich, ein Erwartungslächeln erhellt Ninas Pupillen, die mir wie helle Sterne entgegen leuchten.
Die Enkelin zieht geräuschlos die Eingangstür zu, nimmt mich an der Hand und eilt, ich kann kaum Schritt halten, dem nahen Wald entgegen. Dort wählt sie einen kleinen Pfad, der sich steil nach oben windet. Mein Herz pumpt heftig, als ich versuche mit Nina Schritt zu halten, die sich von meiner Hand gelöst hat und nun, als wäre sie eine Wanderführerin, vorausgeht.
Ich weiche Wurzeln aus. Blicke rechts in einen Schlund, in dem ein Bächlein rauscht. Es geht über ein aus drei Brettern bestehendes Brückchen, das meinem angeborenen Schwindel alles abverlangt. Aber es gelingt. Da dreht die Kleine den Kopf, führt den Zeigefinger der rechten Hand an ihre blühend roten Lippen, begleitet von einem singenden und rauschenden Zischlaut, gefolgt von den leise gesprochenen Worten: „Nicht wie ein Trampeltier auf den Brettern rumtreten, da sich die Sterne ansonsten in Erdlöchern verstecken werden und du sie nie sehen wirst!“
Hm, denke ich, was entwickeln Kinder für herrlich quere Gedankenspiele. Könnte ich doch in ihre Haut schlüpfen. Dasselbe sehen können wie Nina. Und es geht weiter steil nach oben. Da ein Baum, dessen Wurzeln getrennt sind, sodass ein Blick in den offenen Schlund der Schlucht möglich wird. Meine Schwindelsperre versagt. Alles dreht sich. Ein wahres Kopfkarussell spielt unter meinem kahlen Haupt. Begleitet von einer hässlichen Jahrmarktsmusik, in der die Paukenschläge hart an meinen Schädelknochen pochen. Ich versuche, mich an einem Ast zu halten. Höre aus der Ferne meines Grosskinds melodische Stimme: „Was ist mit dir, Grossvater?“
Bestimmt wird die Tochter meiner Tochter einst eine berühmte Opernsängerin, so herrlich ihre Stimme, schwebt ein Gedanke von meinem Bauchnabel über den Spinalkanal zum Hinterkopf. Übertönt das unheimliche Gehämmer. Und da, ich kann es kaum glauben, erhellt ein heller, transzendentaler Lichtschimmer den Wald. Versuche herauszufinden, woher die Strahlen stammen und entdecke tief im Graben zu meiner Linken einen winzig kleinen Stern, aus dem lippensingende Lichtstrahlen hervorbrechen. Der Himmelskörper kommt mir näher. Wächst in unheimlicher Geschwindigkeit. Ich erkenne, dass er Arme und Hände besitzt. Mit seiner Rechten ergreift er meine Linke, führt mich über schwindelerregende Pfade, die ich ohne seine Hilfe nie zu schaffen gewagt hätte, hinter Nina her. Erkenne jetzt ihr feines Stimmchen, das aus dem Sterneninneren zu meinen Ohren dringt:
„Grossvater, erkennst du jetzt, dass es tatsächlich einen Sternenwald gibt?“
Wie von einer Wolke getragen, nicke ich dem Stern nun zu. Die Leichtigkeit des Seins hebt mich in zuvor unerreichbare Höhen, wischt die Altersskepsis mit einem Hauch Sternenwind in die dunkle Schlucht.
Endlich habe ich nun das Ziel des Alterns erkannt:
DAS KINDLICHE DENKEN UND SEHEN WIEDER ZU ERLANGEN …
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
S T E R N E N R E I S E
Zu den Sternen
Den so überfernen
Führt der schmale Pfad.
Über sieben spitze Grate
Angst besamend leise
Den Mut dabei
zerkauend.
Einzig Kinderdenken
Dabei Deine Füsse sicher
Mit frischem kreativem Mut dich
Zu den neuen Sternenwegen lenken.
Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe (https://www.francois-loeb.com//kurzgeschichten-kostenlos-lesen/geschichten-erhalten/) auf Ihrer Homepage Ihrem Blog, oder der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden!
Ich freue mich darüber!!