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Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Der Zaunkönig

Meine Freunde nennen mich Zaunkönig. Nicht nur meine Freunde, auch die Feinde deren es einige, insbesondere Konkurrenten gibt. Es freut mich so genannt zu werden und unter diesem Namen bekannt zu sein. Selbst die Lokalzeitung hat mich in einer Reportage so bezeichnet. Immerhin habe ich dieses Unternehmen dem ich vorstehe von Null an aufgebaut und in die Erfolgsschiene gebracht. Klar, mit Hilfe der Mitarbeiterschaft, aber wenn ich zurückblicke, bin ich es gewesen, der alle Risiken in Kauf nahm, der sein gutes Geld nicht auf Bankkonten verrotten liess, sondern investierte. In die Zaunherstellung einbrachte. Zäune sind für mich keine Träume. Sie sind Realität.

Was ich nicht bereits in meinem Unternehmen alles erlebt habe. Vom Gartenzaun zum Bauabschrankungszaun gibt es kaum einen Zaun den ich nicht herstellte. Zeichnete. Plante. Zu Papier brachte. Offerierte und dann zur Realität gedeihen liess. Selbst Grenzzäune erledigte ich in kürzester Zeit um unser Land zu schützen. Das mir dafür dankbar zu sein hat! So kann ich mich voller eigener Ehrfurcht Zaunkönig nennen. Keineswegs verwandt mit dem kleinen Piepmatz für den mich die Konkurrenten zu Beginn meiner Erfolgsgeschichte zu nennen pflegten. Mich mit dem kleinen Vogel gleichen Namens verglichen. Aber denen habe ich das Fürchten beigebracht. Sie in Grund und Boden bei den Offert-Abgaben und was jeweils dazu gehört, über das ich keine Rechenschaft abzulegen habe, holzhammerhaft erledigte. Wie einen Zaunpfahl tief ins Erdreich mit meiner Methode bohrte.

Als gestern eine alte Dame, die wie in meiner Jugendzeit üblich ein schwarzes Kropfband tragend, in meinem Büro am Firmensitz vorsprach, wunderte ich mich wie sie sich an meiner Vorzimmerdame, eine wahre feuerspeiende Drächin, vorbei geschmuggelt hat. Höflich, wie ich nun einmal bin, erhob ich mich von meinem gepolsterten rollenden Bürolehnstuhl, befragte die Dame nach ihrem Begehr. Zuerst redete sie um den heissen Brei. Lobte mein Unternehmen. Dessen Werbung die verspricht es gebe keinen Zaun den wir nicht voller Kreativität herstellen könnten. Endlich, als ich die zaunkönigliche Höflichkeit am Ablegen war, meine Blicke immer öfter auf meine vor meine Augen zückende Taschenuhr zu werfen begann, rückte die alte Dame mit ihrem Anliegen heraus.

Sie habe vernommen, dass meine Bescheidenheit in den himmlischen Büchern als vollständig ungenügend vermerkt sei und sie mich deshalb und in meinem eigenen Interesse anfrage, ob ich auch engmaschige Mundzäune, nicht zu vergleichen mit Maulkörben, herzustellen und mir einen solchen umzuhängen bereit wäre. Dieser werde meine Worte auf Bescheidenheit prüfen und nur solche entwischen lassen die von dieser voll durchtränkt seien. Aber das Mitleid sei ihr ein Herzensanliegen und so lasse sie mich noch den ganzen kommenden Tag, also heute, noch einmal voll mit meinem zaunkönigshaften Grössenwahn gewähren.

So sind nun alle die diese Zeilen lesen Zeugen meines letzten Aufbäumens, denn von nun ab bin ich die Bescheidenheit in Person und werde künftig, was so manchem weit mehr in der Öffentlichkeit stehendem als meiner Wenigkeit hervorragend anstehen würde, den Titel Zaunbettler zu tragen haben.


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

Z Ä U N E

Zäumen aus Bäumen
Gefertigte Zäune unser
Leben stets weitere Grenzen
Ziehend uns fesselnd enger ein.

Klein klein wird dadurch
Unser eigen Sein.

Bis es sich wandelt
Zum virtuellen Schein
Klebend als digitaler Leim.




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  • 02.
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    18:30 Uhr
    zusammen mit Stefan Heimoz

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