Kurzgeschichte der Woche

Ei

Wir saßen beim Frühstück, mein Freund und ich. Geschäftsreise. Wenigstens als solche deklariert. Einen Termin hatten wir hinter uns. Doch weitere gehörten, besser gesagt waren nie eingeplant. Wir wollten uns vergnügen. Alte Erinnerungen austauschen. Aus der Jugendzeit. Hatten schließlich manche Schulbank gemeinsam gedrückt. In unseren Unternehmen dienten wir seit Jahrzehnten als Maschineningenieure. Konkurrenzunternehmen. Aber das tat unserer Freundschaft keinen Abbruch. Unsere persönlichen Konkurrenzen gegenüber dem weiblichen Geschlecht lagen weit hinter uns. Waren beide in langjährigen Ehen mit unseren Familien verbunden. Beide bereits gesegnet mit Enkelkindern. Doch so eine Geschäftsreise bot eine kleine Auszeit, die wir zu genießen beabsichtigten. Nach dem Frühstück. Für den kommenden terminfreien Tag. Von dem unsere Arbeitgeber nichts ahnten. Sie wähnten uns immer noch auf Montage der neuen Anlage. Mich für die Maschine verantwortlich, meinen Freund für die dafür notwendige Elektronik.

Doch das war alles bereits kalter Kaffee, obwohl mein dritter Espresso am Frühstücktisch glühend heiß war und ich mir beinahe daran die Zunge verbrannte. Keinesfalls wollten wir uns an diesem Tag auf Abwegen in brenzlige Situationen begeben. Also diskutierten wir verschiedenste Möglichkeiten was mit diesem geschenkten Tag anzufangen sei. Fischen? Doch wo die Angelrute hernehmen? Wandern? Ohne Wanderschuhe und Ausrüstung bei diesem miesen Wetter, es regnete in Strömen, nicht denkbar. Kino? Nein, wie sollten wir dort Jugenderinnerungen austauschen? Am Nebentisch saß, wie Enten schnatternd, eine Gruppe ausländischer Touristen die unsere Überlegungen durcheinander brachten. Denn wie sich konzentrieren, obergärige Kreativität entwickeln, wenn im Kopf die Frage in welcher Sprache da gesprochen wird die Neuronen blockiert.

Wort- und Antwortlos sitzen wir da. Beschließen uns im jeweiligen Zimmer, das der Arbeitgeber netterweise jedem bezahlt, einer heisskalten Dusche zu unterziehen und uns anschließend bei der Rezeption voller neuer Impulse und Ideen wieder zu treffen. Wir stehen auf. Blicken uns um, Gehen Richtung Ausgang des Frühstückraums, während die Nachbartischrunde weiter in unseren Ohren radbrechend klingend weiterschnattert. Ein Blick auf unseren Tisch ob nichts vergessen wurde. Da bemerkt mein Freund: „Die Eierschale! Die Schale Deines 4 Minuten Ei‘s. Mitnehmen! Dann kannst auch Du einmal in deinem Leben. ein Ei legen!“




Dreisatzroman der Woche

S C H A L M E I E N T Ö N E

"Schalmeientöne sind weiß", sagt Peter zu mir, "wusstest du das?"

"Nein, weder habe ich sie jemals gehört noch mit meinen eigenen Augen sehen können, die Schalmeientöne", erwidere ich.

"Nun, jetzt hab ich es dir verraten, jetzt bist du wissend und du hast keine Ausrede mehr, die Töne auf dem leeren Blatt, vor dem du sitzt, nicht zu erkennen ...“




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"Ei" als Tondokument, vorgelesen von François Loeb:





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