Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Bio
„Also ich achte sehr auf das BIO-Siegel. Überall und immer. Ist so entscheidend für meine Gesundheit“, predigte meine Freundin gestern beim Frauentreff. Es ist ihr Thema, dem ich voll zustimmen kann. Auch ich achte beim Einkauf darauf. Möglicherweise etwas liberaler als sie. Nicht, dass ich missverstanden werde. Also wichtig ist das schon. Aber von Zeit zu Zeit über die Stränge schlagen, einfach erwerben, was auch ohne Bio-Siegel schmeckt. Ich jedenfalls entsage jeder Doktrin. Auch wenn diese sich BIO nennt. Nicht aber meine Freundin. Sie hat sich da eine Ersatzreligion geschaffen. Deshalb ist sie auch Dorfmeisterin im Predigen. Selbstverständlich aber vom Pastor übertroffen, der diese Kunst noch wesentlich besser beherrscht als sie. Doch auch er muss sich sputen um nicht von ihr überholt, in den Windschatten gestellt zu werden. Doch gestern Abend staunte ich nicht schlecht. Da war besagte Freundin bei unserer Familie zum Abendessen geladen. Nach dem Erlebten wohl zum letzten Mal. Natürlich sah sie mir beim Zubereiten meiner Speisefolge, ich gelte als eine der besten Köchinnen nicht nur unseres Dorfes, nein des Bezirks, ständig über die Schulter. Kontrollierte sämtliche Zutaten. Selbst die Zugaben von Salz und Pfeffer.
Beim Lorbeerblatt aus unserem Garten begannen ihre Zweifel. Ich konnte aufgrund der natürlichen Herkunft des Gewürzblattes kein Siegel vorweisen. Musste mit ihr trotz bereits eingebrochener Dunkelheit, taschenlampenbewehrt im strömenden Regen zum Strauch in unserem Garten gehen, der sich ganz oben im unwegsamen Teil unseres Grundstücks, wo wir der Natur freien Lauf gewähren, befindet. Beim erneuten Betreten der Küche roch es leider nicht mehr verführerisch, sondern schrecklich angebrannt. Die siedende Milch war übergekocht. Eine kleine Katastrophe, die andere nach sich zog. Die Reinigung nahm einiges an Zeit in Anspruch, wodurch mein Mann und die drei Kids ihr Missfallen über die Verspätung lauthals kundtaten und trotz meines Protestes begannen, den Kühlschrank zu plündern. Was unseren Gast zur roten Karte greifen liess, indem sie darauf hinwies, dass die Tür dieses Geräts nicht länger als 10 Sekunden offen zu halten sei, man bedenke den Stromverschleiss, der sonst dadurch entstehe. Dann wollte sie wissen ob unser Drucker, der in der Büronische steht, BIO-Druckerfarbe in seinem Inneren verwahre, ob unser Türgong mit Batterien betrieben werde, die Verbannung des Geschirrspülers durch das von Hand Abwaschen bereits erfolgt sei, sie jedenfalls habe für das Abendessen das eigene Geschirr mitgebracht. Als wir dann bereits entnervt an der festlich gedeckten Tafel Platz nahmen, natürlich nachdem wir das Gäste-Gedeck dem Schlafmodus im Bauernschrank übergeben hatten, übernahm mein Mann die Gesprächsführung. Das verhiess nichts Gutes, besitzt er doch als Staatsanwalt eine recht spitze Zunge.
Er begann mit der Frage, weshalb der Gast seinen Freund nicht mitgebracht habe. Ob sie einen solchen ihr eigen nenne, war die gleich anschliessende Frage, sodass auf die erste keine Antwort möglich war. Ich sah, wie meiner Freundin das Blut in den Kopf zu schiessen begann. Sie holte tief Atem. Ich befürchtete gleich eine neue, diesmal essenslange BIO-Predigt. Lag mit meiner Prognose nicht falsch, denn gleich wies sie darauf hin, wie schwierig es sei, einen biologisch passenden Partner zu finden. Es gebe leider trotz ihrer Bemühungen, mit einer Petition der Politik Füsse zu machen, noch kein BIO-Siegel für Männer. Wie also könne eine Frau denn ohne ein solches den ‚matching part‘ entdecken. Zwar gebe es seit Kurzem eine neue Plattform BIO-PARTNERSUCHE, ausgestattet mit dem grünen BIO-Siegel, aber dort, sie habe es versucht, tummelten sich ungeprüfte, siegellose Kandidaten. Wie solle sie da Sicherheit bekommen. DNA-Prüfung, von was auch immer, genüge ihr nicht. Deshalb sei sie jetzt glücklich, dass die Genderfrage so ins Zentrum rücke, da sei dann eine Auswahl auch von geschlechtslosen Partnern möglich und da dürfe das BIO-Siegel ruhig fehlen!
Damit erhob sich der Gast vom Tisch, verabschiedete sich auf Nimmerwiedersehen mit den Worten:
„Auch bei Freundschaften halte ich es jetzt so: geschlechtslos ist sicherer, solange für Menschen, ohne jedes Wider, keine Bio-Prüfung stattfinden kann“…
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
G R U N D S Ä T Z L I C H
Grund
Satz Platz
Für die Katz.
Katz Grund
Grosser
Mund
Und.
Ich
Rund
Platze
Kugelrund.
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Freue mich darüber sehr!