kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.

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Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :

Gedanken-Los

 „Eine riesige Trommel! Nein, nicht zum darauf schlagen“, spricht mein linkes Nasenloch, dem ein direkter Zugang zu meinem Hirn im Gegensatz zu mir täglich, ja sekündlich erlaubt ist. Erstaunlich was es zu berichten weiss. Mit einer Stimme, die mich an den Reporter erinnert, der die letzten Sekunden des spannendsten WM Treffens zwischen Ungarn und Deutschland beim Wunder von Bern ins Mikrophon schrie gemahnt. Tief holt die Nasenöffnung jetzt Atem um die Sätze, die kommen werden in einem Atemzug ohne Atemschöpfen durchstehbar zu gestalten. Doch das erweist sich als unmöglich. Zu hektisch die mir beschriebene Berichterstattung. Doch hören Sie selbst die Transkription der Nasenlochtirade nicht zu verwechseln mit einer Nasenlochtriage. Obwohl und das berichtet mir das Sprechende mit einer Miniportion Häme im schnaubenden Geflüster:

„Mein rechter Bruder, eine Schwester, ist es bestimmt nicht, hat keinerlei Durchblick, kann nicht sehen. Hat einfach kein Periskop. Auch kein Nasoscop und keinerlei Verbindung zu seinem rechten Ohr, das schmalzig helfen könnte, einen Durchbruch zu erreichen.“
Ich wusste nicht, dass unter meinen Organen Eifersucht herrscht, um mich zu beeindrucken. Doch bin ich jetzt in Bann geschlagen, was in meinem Kopf ablaufen soll. Stelle alle Störgeräusche auf null. Stopfe meine Ohren mit Wachs, um mich auf Nasenlochs Reportage voll zu konzentrieren. Nicht abgelenkt zu werden, wie das beim Einprasseln aller Informationen so häufig vorkommt.

„Ich sehe so zahlreiche Gedanken!“, fährt mein sprechender Nasen-Newsticker mit hektischer Stimme fort. „Alle drängen in eine Ecke. Hin zu einem schmalen Gang, in dem bereits ein Gedankengedränge erster Güte herrscht. Da wird gepusht. Gestossen. Werden Gedanken Ellenbogen ausgefahren. Versuche, mich in die Pushszene einzugliedern. Doch wollen mich die tätigen Gedanken nicht durchlassen. Nennen mich einen Fremdling, der hier nichts zu suchen habe. Ich solle mich mit dem Riechen begnügen und mich nicht in Gedanken einmischen. Gar ihnen eine der Gewinnchancen stehlen. Sie um den grossen Gedankenpreis bringen. Lasse aber nicht locker. Das ist nicht meine Art, was dem Besitzer, der du bist, ja klar sein muss. Mit einigen Blessuren komme ich langsam vorwärts, jedoch nicht zum Ziel, um zu erkennen, wohin all die Gedanken streben. Muss meine stärkste Waffe einsetzen. Zwei explosionsartige Nieser vor dem die Gedanken fliehen, denn bei dieser Tätigkeit ist ein Denken naturgemäss nicht möglich! Und da sehe ich am Ende des engen Stollens eine Riesentrommel, in die alle Gedanken versuchen Eingang zu finden. Doch diese ist bereits übervoll. Das Trommeltor wird geschlossen. Das Schlagzeug beginnt sich zu drehen. Die Gedanken durcheinander gewirbelt. Und kaum zu verstehen, einer fällt durch eine sich öffnende Klappe heraus. Wird als grosser Sieger ausgerufen. Hat das grosse Gedanken-Los errungen!! Und jetzt wird klar, wer gewonnen hat: Der Gedanke ‚UN-SINN‘!.
Ich, dein unbedeutendes linkes Nasenloch, kann nur applaudieren und mich nach Aufdeckung des hirnrissigen Geheimnisses auf meine sprachlose Funktion des Staunens über die Weisheit der Gewinnziehung zurückziehen, dabei dreimal Niesen, hoffend, dass der Sieggedanken sich bei der Siegesfeier so in der Gegenwart, in der Welt, im All drehen wird, dass das UN abfällt und das Erkennen des wahren Sinns des Lebens dadurch erneut entsteht …“

Und da verstummt die Weise meiner so weisen nasalen Stimme, der ich erstaunt gelauscht und von deren Existenz ich bisher nicht wusste...


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

W E I S E

Weise
Weisen
Tanzend
Durch meine
Seele wandern.

Mich wiegen
In den Schlaf
Der Sternenmeere.

Zu den Ursprungsquellen
Allen Seins in der das
Schweben bedeutet
Sinn des Lebens.




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