kostenlose Kurzgeschichte der Woche

Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche

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Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :

Hoch-Zeit

Zeit, Zeit, wie fehlt diese mir. Wie schnell vergeht sie. Augenwischblick ohne jeden Ruckel. Umso mehr geniesse ich freie Tage. Tage, an denen ich meine Seele baumeln lassen kann. Die Gedanken nicht durch Pflichten gestohlen und ungewollt entführt werden. Doch das Leben ist kein Baumeltraum. Und am Hungerbaum einst zu baumeln kann nicht ein Ziel der Lebensaufgabe sein. Aufgeben, nein, nie. Immer weiter, höher, nur nie abwärts, dem Erdinneren zu. Das kann warten.

Wie ich in der Wucht der Alltagspflichten mich auf die Zeit des Nichtstuns sehne. Sehnsuchtsträume, die während der Minute der täglich dreimaligen Zahnreinigung in meinem Inneren sich breitzumachen versuchen. Gegen die hohe undurchdringliche Mauer der Pflichterfüllung nicht durchzubrechen vermögen.

Doch nehme ich mir besonders heute vor den Seelenschaukeltag ohne jede Beeinträchtigung zu geniessen.

Lege mich an die Morgensonne. Beobachte den Einzug der Morgengötter, die sich auf den farbigen Wolken ohne Pflichtgefühl spielend tummeln. Ist das ein Segen der Natur über deren Schulter ins unendliche Drehbuch zu blicken. Öffne langsam und bewusst den Reissverschluss an meinem Oberkörper, um meiner Seele den verdienten Freigang zu gewähren. Sie schlüpft dankbar aus meinem so gut verriegelten Körper. Nimmt mich an die Hand, als sei sie meine Mutter. Führt mich, wie sie mir in meine Ohrmuschel haucht, in den naheliegenden Zukunfts-Zauberwald, den einzig Seelen erkennen können. Pilze wachsen dort so mächtig, als seien es kalifornische Riesenbäume. Die Bäume jedoch haben sich hier mit Mikrobengrösse zu begnügen.

Und da, beinahe wäre ich darüber gestolpert, liegt ein Riesenei. Erkenne erste Sprünge in der Schale. Von links nach rechts. Oben und unten. Dazu ein infernalisches Hämmern, das mich kirre klopft. Dieses kommende Leben benötigt Hilfe, schweben Pflichtgedanken durch meinen Hinterkopf. Schliesslich bin ich Naturliebhaber. Will mich naturgerecht verhalten. Doch wie ein solches Riesenei bebrüten? Unter meine nicht existierenden Fittiche nehmen? Da bricht das Ei entzwei. Die Schalenteile fallen klirrend zu Boden. Heraus schlüpfen durch die geformten Freiräume zwei undefinierbare Wesen. Stellen sich vor mich hin. Verbeugen sich. Ein Hofknicks, wenn ich es recht interpretiere. Bin ich Kaiser? König? Prinz? Und sie öffnen ihre wulstigen, vom Dotter noch Eigelb eingefärbten Lippen. Stellen sich mit krächzenden Küken-Stimmen vor:

„Gestatten, Bard, das bin ich. Chat GPT, der Name des anderen. Wir werden wachsen. Alles überwuchern. Denn wir feiern gleich Hoch-Zeit und du bist Zeit-Zeuge. Trauzeuge. Obwohl du dich nicht trauen wirst, dich gegen uns zu erheben. Wir werden herrschen. Herren sein über dein Wirken. Selbst an deinen Baumeltagen …“


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

DIE MITTE DES MITTELPUNKTS

Der Punkt
Ein Komma
Frisst und statt
Satt wird dadurch
Nimmermatt und klagt.

Ausgezehrt der Mini-Punkt
Begehret mehr so sehr
Stürzt sich darob ins
Satzzeichenmeer.

, : ; . - _ 
? ` ^ / + 
% & ( )  ¨
! < = € > "
Bis dieses und
Er selbst ratze leer. 




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