Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Vogelgrillisch
Wie jeden Morgen, bereits beim Grauen, spaziere ich durch den Wald, der hinter unserem Tiny-House liegt, das wir aufgrund der Wohnungsnot illegal auf der kleinen Lichtung, wo sich Katz und Maus abseits aller Behördenaufsicht guten Morgen und ein langes Leben wünschen, errichtet haben. Abgelegen. Von kaum einem Menschen aufgesucht, dafür optimal mit militärischem Tarnwissen abgesichert, geniessen wir die zweisame Einsamkeit, die Nachtens von gar niemandem gestört, geschweige denn auch nur angetastet wird. Werde auch heute von herrlichen Vogelgesängen empfangen, einem Konzert, das selbst meine Trommelfelle zum Hüpfen, gar zum Tanzen verführt. Und kaum dringen die ersten Sonnenstrahlen durch das Blättergrün, stimmt das Grillenzirpen laut und deutlich in die Melodienfolge ein, versucht diese zu übertönen, was von einem gekonnten Protest-Zwitscher-Schrei mit grillischer Zwischenstützung gekontert wird. Ach, könnte ich doch nur das Idiom dieser morgens so munteren Tiere verstehen, ja gar sprechen. Herrlichste Sonnenaufgangs-Gespräche ergäbe das. Müsste mich nicht mehr bemühen, das Blätterrauschen der Bäume zu übersetzen, Stämme dabei mit der Bitte, mir doch unverzüglich weiterzuhelfen, umarmen.
Doch da kommen neue Tonarten auf Flügelspitzen daher. Treffen auf meine nun hochkonzentrierten Ohrläppchen, die einen Lappen aus mir entstehen lassen wollen. Einen Waschlappen. Einen menschlichen, der einknickt vor der neuen Wirklichkeit, denn ich bin umgeben von menschlichen Stimmen. Hohen. Kantig sich in Tiefen verirrenden. Sonorigen, die so unwahrscheinlich zahllose Emotionen in sich bergen. Ist eine Katastrophe über die Menschheit hereingebrochen? Ein Wolken-Tsunami? Ein in sein Gegenteil gewandelter Vulkan, der alles aspiriert? Deshalb diese so dicht nebeneinander ertönenden Stimmen in meiner mir so heiligen Einsamkeit, die mein einfältiges Wesen zwei und dreifältig jeden frühen Morgen für den erfolgreichen Tagesablauf benötigt. Fluchtbewegungen? So viele Menschen gibt es nicht in unserer Gegend, wie Stimmen sich jetzt erheben. Mich in unserer Sprache ansprechen. Mich befragen, weshalb wir die Lebensgrundlage der Vögel und Grillen so mit unserem Handeln in Mitleidenschaft ziehen, klar ohne grosse Leidenschaft, eher absolut, ohne grosse Gedanken zu wälzen fahrlässig, lässig und stets fahrend es einfach, ja gar doppelt geschehen lassen würden. Deshalb hätten alle Vögel und die Grillen, ohne sich gegenseitig auf den Grill zu legen, die Sprache der menschlichen Spezies in überlangen Nächten, dabei auf Träume verzichtend, erlernt. Selbst den Dialekt sich eingeprägt, um endlich ihre Stimmen zu erheben, den Wesen, die sich human nennen würden, die Augen aufsperren zu lassen, um deren eigenes Tun zu erkennen.
Da fährt an diesem Morgen tiefes Grauen durch meinen Körper und ich antworte in einer Philippika erster Güte des ‚petit matin‘, dadurch meine Mehrsprachigkeit unterstreichend, dass, obwohl ich mich bemühen würde, das zeige doch bereits mein Tiny House, so zahlreiche Mitmenschen meinem Beispiel nicht folgen würden, wofür ich keinesfalls haftbar oder gar in Sippenhaft genommen werden könne. Bin stolz auf meine Worte, die jedoch so fremd von meinen Lippen fallen. Bemerke, dass ich diese pfeife, zwitschere und grillisch tröpfchenweise auslauten lasse. Mit einem entsetzlichen Erschauern, dass ich jetzt nur noch die Sprache Vogelgrillisch beherrsche, deren Beherrschung meine morgendlichen Ansprechpartner Grillen und Vögel aus Angst vor der Zukunft durch das Erlernen unseres Dialekts vollkommen verloren haben ...
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
G R I L L
Das Weltgeschehen aus
Froschperspektive gesehen
Erbringt uns Allen wehe Wehen.
Einmal heiss dann esig kalt
Wohin nur führt der Tanz
Leben schüttelt ganz.
Da ein Hoffnungsschimmer
Und dann erneut bange Angst
Das Beben hin dann her geht ab daher.
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