Meine kostenlose Kurzgeschichte der Woche
An dieser Stelle präsentiere ich Ihnen im wöchentlichen Wechsel die (kostenlose) Kurzgeschichte der Woche, auch als Pdf-Download.
Im Archiv können Sie dann auch stöbern und "alte" Kurzgeschichten lesen und anhören oder hier kostenlos und werbefrei erhalten >>
Hier die aktuelle Kurzgeschichte der Woche (auch als Download Pdf >>) :
Ich bin kein...
Mit abwärts gerichteten Lippen und zugleich einem Schmollmund, eine echte Artistiknummer, kommt mein Enkel wie jeden Mittwoch gegen 13h zu mir, seinem Grossvater, um zu Mittag zu essen und den Nachmittag mit mir zu verbringen. Ich gebe es zu, es ist der Höhepunkt meiner jeweiligen Woche! Ein echter Jungbrunnen, in der Welt des 8-jährigen auf Entdeckungsreisen zu gehen, mich an die eigene Jugend zu erinnern, selbst einige Jahrzehnte in dieser gemeinsamen Zeit von meinen Schultern zu schütteln. Und ich bereite ihm stets Leckereien, die er mag und aus Gesundheitsgründen zu Hause nicht kredenzt bekommt. Pommes zum Beispiel. Himbeereis aus meinen eingefrorenen Gartenfrüchten, die ich in der Erntezeit aus diesem Grund wie meine Augäpfel hüte, sie gegen jeden weissen Wurm mit allen zur Verfügung stehenden biologischen Waffen verteidige. Der Nachtisch natürlich mit dicker Schlagrahmhaube aus Doppelrahm gekrönt. Schliesslich muss das Enkelgastmahl königlich gestaltet sein, damit es sich in seiner stetigen Wiederholung in sein Hirn einbrennen kann, um sich die gesamte Woche in seinem Gaumen gedanklich erneuern zu können, auf dass es ihm dann in seinem Erwachsenenleben einmal im Jahr als alt bewährte und bekannte Geburtstagsüberraschung von seiner Liebsten vorgesetzt werden und ich so in der Unendlichkeit weiterleben, die Endlichkeit in die Vergangenheit verbannen kann.
Heute aber ist keine Vorfreude in meines Enkels Gesicht geschrieben. Nein, Griesgram. Obwohl er den Griess als Griessbrei in Erinnerung an seine ersten Lebensjahre durchaus zu schätzen weiss. Ich frage ihn deshalb, welche Laus ihm über die Leber oder besser ausgedrückt, über das Gesicht gelaufen sei.
„Ich habe keine Läuse!“ antwortet er mit Wutfetzen in seiner brüchigen Stimme. Ich hake nach, versichere ihm, er könne mir alles sagen, ich würde es ganz bestimmt einzig für mich behalten. Er wisse doch, dass er mir voll und ganz vertrauen könne. Er nickt. Nestelt an seiner Schulmappe. Zieht einen Block heraus. Einen angenagten Bleistift dazu. Legt alles auf den Tisch neben seinen Teller, blickt mir in die Augen und erhebt seine Stimme:
„So ungerecht vom Klassenlehrer! Nur weil ich Hans zugerufen habe, er sei ein Affe, er hat das mehr als verdient, nachdem er mir den nassen Tafel-Schwamm in meinen linken Fussballschuh gesteckt hat. Und jetzt muss ich hundert Mal schreiben, und das in Schönschrift: Hans ist kein Affe! Das bis morgen zur ersten Schulstunde und neben den üblichen Hausaufgaben. Das ändert aber doch nichts daran, dass Hans ein Affe ist? Oder was meinst du, Opa?“
Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ein unsichtbares zwar, denn die Erziehung meines Enkels liegt mir am Herzen. Beginne das Mahl aufzutischen, denn ich sehe wabernde Hungerwellen in des Enkels augenblicklichen Augen-Blicken. Sage ihm, dass er dann nach dem Eis, geschmückt mit einer Königskrone, Zeit haben werde, seine Strafarbeit zu erledigen. Was dann auch der Fall ist. Na ja, hundert Mal den Affen als Nichtaffen zu bezeichnen, ist ein Sprung über das eigene Ego, was im Leben durchaus zu erlernen ist, denke ich, ohne es auszusprechen.
Gegen fünf Uhr nachmittags entlasse ich meinen Enkel nach Hause, nicht ohne mich, nachdem ich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, bereits auf den nächsten Mittwoch zu freuen. Setze mich an meinen Rechner, muss noch einiges für das Preis-Kreuzworträtsel meines Leibblatts recherchieren, schliesslich will ich endlich einmal das Preisgeld gewinnen! Bereits bei der dritten Wortsuche erscheint unten auf der Seite, noch bevor meine Frage beantwortet wird:
‚Ich bin kein Roboter‘. Und dazu soll ich auf Bildern noch Fussgängerstreifen anklicken, und als ich dies in meinen Augen richtig beantworte, der Rechner aber nicht damit einverstanden ist, noch Taxis.
Da überkommt mich die bare Enkelwut, und ich schreibe auf des Kreuzworträtsels Rückseite 100 Mal in Schönschrift und in wütenden Grossbuchstaben:
‚ICH BIN EIN ROBOTER, ICH BIN EIN ROBOTER, ICH BIN EIN ROBOTER …‘‘
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
END-AFF-NET
Menschen sagen
Affen seien so viel
Dümmer als Humane.
Doch wer baut Waffen
Die vernichten
In Massen.
Das sind wir
So viel dümmer
Als die schlauen Affen.
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